Auf den Tag genau ein Jahr nach meiner Abreise von dieser Stadt stehe ich wieder vor dem Bischofspalast in Astorga und freue mich schon auf die anstehende, finale Tour nach Santiago. Die Meseta liegt jetzt endgültig hinter und ein Gebirgszug in Richtung Galicien vor mir. Als Bergwanderer bin ich natürlich gespannt, ob denn die anstehenden Steigungen wirklich so extrem sind wie im Führer beschrieben.
Die erste Etappe nach Rabanal del Camino ist wieder mal zum Gewöhnen und Einlaufen. Der Ort ist sehr nett. Früher sammelten sich hier die Pilger für die gemeinsame Tour über die Berge, denn dort gab es Wölfe und Banditen. Solcherlei Gefahren gibt es heute natürlich nicht mehr, trotzdem wird es tags darauf spannend, denn der höchste Punkt des Camino Francés steht auf dem Programm, das Cruz de Ferro.
In Rabanal steht allerdings noch mein Menu Peregrino auf dem Plan. Mit zwei Tirolerinnen und Georg aus Köln am Tisch wird gegessen, geplaudert und der kommende Tag geistig schon mal vorbereitet. Elisabeth und Katharina, zwei Frauen aus Tirol, sind rasende Pilgerinnen die bisher enorme Tagesetappen hinter sich gebracht haben. Nach dem Essen verschwinden sie aus meinem Blickfeld. Über Whatsapp informieren sie mich danach annähernd täglich wie weit sie schon sind.
Im dicksten Nebel geht es frühmorgens los. Es hat ordentlich abgekühlt und ich merke, dass ich mich in größeren Höheren bewege. Das berühmte Foncebadón, das als verfallenes Dorf in keinem Bildband über den Camino fehlt, ist wieder erwacht. Dort wurden und werden die Ruinen saniert und wieder aufgebaut. Als Ergebnis gibt es Pilgerherbergen, Pensionen und Bars. Der Nebel wird immer noch dichter und man sieht kaum noch die Hand vor Augen. Irgendwann erreiche ich endlich das Cruz de Ferro, welches fast plötzlich vor mir auftaucht.
Auf 1.500 m Höhe steht das Kreuz an einer gut befahrenen Landstraße, lässt aber auch bei Nebel und frischen Temperaturen keinen kalt. Pilger legen Steine aus der Heimat ab und hängen Zettel mit Fürbitten an den Holzpfahl. Jeder dort ist sichtbar bewegt von dieser Location und verweilt zu Andacht und Gebet.
Über El Acebo und ein paar weitere Dörfer laufe ich bis Molinaseca. Der Weg führt teilweise steil bergab und am Abend stehe ich über 900 m tiefer als am Cruz Ferro. Vor allem in den Beinen ist das spürbar. Molinaseca ist ein sympathischer Ort, der alles für den Pilger zu bieten hat.
In der Herberge begegne ich Susanne, die ich am Tag zuvor schon in Rabanal getroffen habe. Dazu lerne ich Corinne aus Kanada, Brendan aus Australien und Philipp aus Berlin kennen. Die Vier sind mir sympathisch und wir tauschen Pflaster, Salben und medizinische Tipps aus. Noch ahne ich nicht, dass wir uns bis Santiago fast jeden Abend sehen, viel unterhalten und gemeinsam essen.
Im Refugio sind außerdem drei ältere Damen aus Hattingen, die sich selbst Camino Chicas nennen. Sie erzählen beim Abendessen, dass sie schon länger auf dem Pilgerweg sind und morgen nach Ponferrada wollen. Am Tisch sind alle etwas verwundert, denn das sind gerade mal sechs Kilometer. Die drei Frauen sind allerdings der Meinung, dass das eine ausreichende Tagesmarschleistung sei. Ob sie Santiago bis heute erreicht haben ist mir nicht bekannt.
Der Weitermarsch nach Ponferrada ist zuerst etwas eintönig, denn die Vororte dieser Stadt bestehen aus fantasielosen Reihenhäusern, die wohl vom gleichen Fertighauslieferanten stammen. Erst in der Stadt können sich die Augen wieder wohlfühlen. Die Templerburg wirkt mächtig in ihren Außenmaßen, für eine Innenbesichtigung fehlt mir allerdings die Zeit, denn heute möchte ich noch bis Cacabelos laufen. Für die Besichtigung der schönen Basilika nehme ich mir die Zeit .
Cacabelos ist ebenso ein Ort, in dem man sich als Pilger wohlfühlen kann. Zwischenzeitlich habe ich Anschluss an einige Pilger gefunden, die ich bis Santiago fast jeden Abend treffen werde. Das Pilgermenü findet heute an einem großen Tisch mit eben diesen Leuten statt. Pilger aus aller Herren Länder sitzen da zusammen und wir unterhalten uns ausgelassen über Gott und die Welt. Dazu gibt es ein mehrgängiges Menü, das besonders lecker schmeckt.
Am Tag danach geht es bei strahlendem Wetter frühmorgens los. Der Marsch bis Villafranca del Bierzo ist absolut traumhaft. Mit Uli aus dem Hunsrück, der sich ebenso zur Gruppe gesellt hat, geht es über leicht hügelige Landschaften und durch Weinberge. Verträumt stehende alte Häuser geben der Umgebung den Eindruck, als wären sie auf einem romantischen Ölbild verewigt. So macht Pilgern noch mehr Freude und es läuft zügig vorwärts. Villafranca könnte ebenso aus einem Kunstband stammen. Das Schloss am Eingang des Ortes ist an sich schon beeindruckend genug. Der Ort selbst gefällt mir ebenso gut, mit seinen gut erhaltenen Fassaden und den herausgeputzten Balkons.
Anschließend stehen theoretisch zwei Wegvarianten zur Wahl. Die Entscheidung stellt sich für mich allerdings garnicht, denn zu spät merke ich, dass die Abzweigung für die Alternativroute weit hinter mir liegt. Eigentlich sollte es ja die Route über den Berg werden, denn die ist kürzer jedoch mit einer Bergwanderung verbunden. Also latsche ich die lange Route auf einem asphaltierten Fußweg neben der Landstraße. – Nach einer gefühlt unendlichen Strecke erreiche ich Vega de Valcarce, hier wird es wieder spannender und in Zukunft achte ich wieder stärker auf die Wegweiser.
Der Weg zum O Cebreiro darf sich wieder als Bergwanderung bezeichnen lassen. Anfangs geht es noch über Straßen, später über befestigte Fußwege aufwärts. Je höher ich komme, desto schöner werden die Ausblicke auf diese weite, grüne Landschaft. Die Kirche Iglesia Santa María a Real laufe ich in O Cebreiro zuerst an. Das Gotteshaus, in dem einst das bekannte Hostienwunder geschah, ist in seiner Bauweise innen und außen robust gebaut. Das Dorf, das gleich dahinter kommt, ist genauso massiv gebaut. Mein Höhenmesser zeigt 1.300 m an und mir wird gegenwärtig, dass es in dieser exponierten Lage schwere (Winter-)Stürme geben muss.
In dem Ort ist viel los, denn nicht nur Fuß- und Fahrradpilger sind hier. Heerscharen von Bustouristen bevölkern den Wallfahrtsort und machen Bars und andere Versorgungsmöglichkeiten dicht. Ich knabbere also meine mitgebrachten Kekse und esse einen Apfel. Danach geht's wieder ordentlich bergab und bald finde ich eine Gemeindeherberge, die mir ein Schlaflager gibt. Die Nacht zuvor konnte ich nicht gut schlafen und so bin ich froh, mich ausruhen zu können. Am Abend erfahre ich via Whatsapp, dass der Rest meiner Pilgergruppe heute sieben km weiter gekommen ist.
Es ist 7:00 h, stockfinster und keine Bar ist zu finden, nachdem ich das Refugio in Hospital da Condesa verlassen habe. Einen Morgen ohne Kaffee kann es für mich eigentlich nicht geben, doch es hilft nichts. Mißmutig latsche ich durch eine neblige Suppe, es geht bergauf aber gut 50 Minuten später stehe ich auf dem Alto do Poio (1.330 m Höhe). Der Nebel ist weg und es wird langsam Tag. Das Beste für mich ist jedoch die Bar dort oben. Café con Leche, Croissant und Orangensaft schmecken heute besonders gut. Als ich die Bar verlasse, treffe ich Beate und Dieter aus Freiburg, denen ich am Tag zuvor schon begegnet war. Wir genießen zusammen den wunderbaren Sonnenaufgang über einer geschlossenen Wolkendecke. Mein Endorphinspiegel steigt in diesen Minuten wahrscheinlich auf ein vielfaches.
Ich habe mir vorgenommen, heute zu meiner Gruppe aufzuschließen. Mittels Smartphone haben wir uns verabredet bis San Mamed do Camiño zu gehen. In Triacastela teilt sich der Weg in zwei Varianten. Bewusst wähle ich die kürzere, denn heute Abend möchte ich wieder bei meinen Leuten sitzen. Die Sonne brennt heute ordentlich herunter, der Weg läuft jedoch durch zumeist dichten Laubwald. So vergehen die vielen Kilometer recht zügig. Via Telefon besorgt mir Susanne das letzte freie Nachtlager in einer sehr schönen Herberge und die Wiedersehensfreude ist groß.
Sarria ist der nächste größere Ort am Pilgerweg. Diese Stadt liegt etwas mehr als 100 km von Santiago entfernt daher für viele der letzte Einstiegspunkt in den Camino, um die Compostela* zu bekommen. Der Charakter des Caminos ändert sich daher schlagartig, denn ab sofort erinnert mich das Ganze an einen Volkswandertag. Wanderer in Turnschuhen und weißen Shorts laufen mit einem kleinen Rucksack bewaffnet an einem vorbei und grüßen freundlich mit einem "Buen Camino". Als wir Abends in der Gruppe zusammensitzen, sind einige empört über solches Pilgertum. Ich sehe es lockerer, denn jeder geht schließlich seinen eigenen Camino.
Der Name Portomarin ließ in mir beim Lesen des Pilgerführers maritime Assoziationen aufkommen. Auf einer hohen Brücke stehend sehe ich unter mir eine kleine Brücke aus längst vergangenen Zeiten und darunter ein Rinnsal fließen. Der Ort war in den 1950er Jahren in aufwändiger Weise oberhalb des Miño-Tales verlegt worden, aber den Stausee, der Grund für diese Verlegung war, gibt es zurzeit wohl nicht.
In Portomarin begegnet mir Angela aus Portugal wieder. Wir hatten uns am Cruz Ferro getroffen, sie wollte jedoch schneller in Santiago sein und hat jeden Tag etliche Kilometer mehr gelaufen. Das hat sich leider nicht ausbezahlt. Mit geschwollenen Unterschenkeln und Schmerzen in den Achillessehnen sitzt sie vor dem Rathaus, als ich sie treffe.
Am kommenden Morgen starte ich am gleichen Platz mit meiner Gruppe zum Abmarsch. Andrea hat sich angeschlossen. Sie kommt aus Erding und spricht akzentfreies Oberbayerisch. Das heißt, wir sind sofort im Gespräch.
Wie schon tags zuvor sind auf dem Pilgerweg Heerscharen von Leuten unterwegs. Ich muss mich an diesen Umstand noch gewöhnen. In all den Tagen zuvor gab es immer wieder Strecken, auf denen ich stundenweise niemand sah. Dazu ist es heute Sonntag und ich vermute der Pilgerweg wird auch für die Erholungswanderung der einheimischen Bevölkerung genutzt.
In Palas del Rei sehe ich meine Leute alle in einer Herberge wieder. Wir gehen in eine Bar, die kein offizielles Pilgermenü anbietet, dafür gibt es Platas. Für € 8,- bestelle ich eine gemischte Fleischplatte mit gebratenem Speck, Fleisch und Wurst, dazu Pommes. – Cholesterin pur, aber der Hunger treibt's rein und geschmacklich ist es OK. In einem der Supermärkte am Ort beschaffe ich noch Proviant für den kommenden Tag. Bananen von den Kanaren sind dort im Angebot, da muss ich zugreifen, denn sowas gibt es nicht oft.
Allen wird jetzt langsam klar, dass der Endspurt auf Santiago de Compostela gekommen ist. In gut drei Tagen ist es soweit. Während ich mich auf Santiago freue, merke ich im Gespräch mit einigen anderen Pilgern, dass Melancholie aufkommt. Die Zeit des Wanderns und der täglich neuen Erlebnisse geht langsam zu Ende. Alltag und Einerlei werden demnächst wieder präsent sein. Einige verlangsamen ihr Marschtempo und versuchen das zu verzögern.
Mittels Whatsapp teilt mir die Tirolerin Elisabeth mit, dass sie heute mit Katharina in Santiago angekommen ist und jetzt beide nach Finisterre weitergehen. Oft schon habe ich Pilger, die längere Tagesetappen gingen, später wieder getroffen. Meistens machen die Achillessehen die Dauerbelastung nicht mit und entzünden sich. Die beiden Frauen jedoch sind echt fit.
Bei Boente komme ich an der Cafeteria El Aleman vorbei. Der Name klingt schon mal vertrauenerweckend, als ich auf der Tafel am Eingang sehe, dass es heute Zitronenkuchen gibt, entschließe ich mich spontan zum Einkehren. Doch es kommt noch besser. Debora und ihre erwachsene Tochter Dallas, die ich bereits seit Vega de Valcarce kenne sind ebenfalls im Lokal. Die beiden kommen aus der Nähe von Seattle und sind beruflich wohl sehr erfolgreich. Pilgern scheint den Damen viel Freude zu bereiten, denn das Strahlen steht ihnen im Gesicht, wann immer ich sie treffe. Wir unterhalten uns ausgedehnt, der eigentlich kurzfristig eingelegte Zwischenstopp wird so etwas länger als gedacht. Zur Fortsetzung der Kommunikation werden noch kurz Adressen ausgetauscht, anschließend geht's erneut auf die Strecke.
In Ribadiso (Ribadixo de Baixo) plane ich eigentlich eine Privatherberge anzusteuern. Am Ortseingang laufe ich zuerst über eine romantisch anmutende Bogenbrücke, welche aus Natursteinen gemauert ist. Einen sonnigen und warmer Nachmittag mit blauem Himmel haben wir heute. Die Brücke führt über einen Bach an dem Pilger sitzen und sich ausruhen. Daneben steht ein Gebäude, ebenfalls mit Natursteinen gemauert und historisch wirkend. Auf der Tafel am Eingang lese ich, dass es sich hier um die Gemeindeherberge handelt. Ich sehe mich dort etwas um und bin von dem Ambiente schnell begeistert. Ein Nachtlager ist noch zu haben und so schlage ich zu. Es ist im Nachhinein betrachtet der letzte Ort vor Santiago, der historisch gewachsen wirkt.
In Pedrouzo übernachte ich zum letzten Mal vor Santiago, in einer sehr modernen Herberge. Alles ist funktionell und sauber, aber ohne Charme. Bis auf Susanne ist der Rest der Gruppe zurückgefallen. So esse ich heute mit ihr ein schmackhaftes Pilgermenü in einem Restaurant. Wir sind beide gespannt was Morgen auf uns zukommt beziehungsweise wie es uns gehen wird.
So früh wie heute bin ich noch nie während meiner Touren auf den Füßen gewesen. Hochmotiviert starte ich in der Finsternis zum Endspurt. An verkehrsreichen Straßen geht auf Asphaltwegen in die Stadt. Der Berg der Freude (Monte do Gozo) enttäuscht mich. Ein zerklüfteter Park mit protzigem Monument und von der Kathedrale kann ich nichts sehen. Weiter geht's durch die Vorstadt, vorbei an Wohn- und Geschäftsgebäuden. Die Stadt macht hier schon einen sehr freundlichen und sauberen Eindruck, gefühlt werde ich aber immer schneller, denn die Spannung steigt. Es ist 13:35 h und es ist vollbracht. Ich stehe am großen Platz vor der Kathedrale und kann es kaum fassen, dass nach drei Jahren und mehr als 700 km Laufen mein Ziel erreicht ist. Ich fühle mich großartig!
Ich genieße noch eine Zeitlang das Treiben auf dem Platz. Viele Pilger die ankommen sind sichtbar erleichtert, haben Freudentränen in den Augen und freuen sich wie ich angekommen zu sein.
Rechtzeitig vor meiner Ankunft in Santiago habe ich ein Hotelzimmer gebucht. Nach all den Übernachtungen in Herbergen ist eine eigenes Zimmer mit Dusche ein Luxus. Während ich mich dort frisch mache, kommen noch SMSen und Whatsapps rein. Einige weitere Bekannte sind zwischenzeitlich in der Stadt eingetroffen. Am Abend treffe ich neben Susanne viele Weggefährten wieder. Im Restaurant gibt es heute zusammen ein üppiges Menu Peregrino und viel Wein. So feiern wir alle glücklich und zufrieden den nun vollendeten Camino. Einige aus unserer Gruppe sind zurückgefallen und haben Santiago noch nicht erreicht.
Am kommenden Tag möchte ich Santiago genießen, doch in aller Frühe gehe ich zuerst ins Pilgerbüro der Erzdiözese um meine Urkunden zu bekommen. Mir ist bekannt, dass man dort lange warten muss, also komme ich bereits eine halbe Stunde vor Öffnung an. Trotzdem ist da schon eine Schlange. Ich stelle mich schon auf langweiliges Warten in der Schlange ein, da höre ich hinter mir zwei weibliche Tiroler Stimmen. Sofort ist mir klar, um wen es sich da handelt. Katharina und Elisabeth freuen sich wie ich über das Wiedersehen. Die beiden sind in der Zwischenzeit bis nach Finisterre weitergelaufen und am Vortag zurückgekommen. Das Gute ist jetzt, wir haben uns viel zu erzählen und die eineinhalb Stunden Wartezeit vergehen wie im Flug.
Dem Bearbeiter im Pilgerbüro übergebe ich meine beiden Credencials. Während er die Einträge prüft, fülle ich noch ein Formular aus. Nach einigen Fragen des Bearbeiters bekomme ich meine Urkunden ausgehändigt.
Mit den beiden Frauen machen wir noch Gruppenfotos und gehen in die Bar zum Frühstücken um weiter zu ratschen. Am Mittag gehen wir in die Kathedrale zur Pilgermesse. Einfach unbeschreiblich, einen solchen Gottesdienst muss man erlebt haben.
Santiago ist eine historische Stadt, die sich fortwährend weiterentwickelt und sehr viel Charme hat. Durch die Pilger aus aller Welt und Universität ist immer was los. In der Altstadt gibt es allabendlich Straßenkonzerte von modern bis klassisch, aber auch volkstümlich galicisch. Viele Kneipen, Bars und Restaurants befriedigen jeden Geschmack. Individuelle Läden, fernab der bei uns üblichen Franchise Ketten bieten neben Souvenirs auch regionale Lebensmittel an. Die Markthalle gefällt mir natürlich besonders gut.
Ans Ende der Welt nach Finisterre möchte ich auch noch. Mit dem Bus fahre ich bei bestem Wetter in Santiago los. Die Küstenlandschaft, die ich sehen darf, ist fantastisch und erinnert mich ein wenig an Schottland. Schier unendlich lange Küstenlinien in mehreren Buchten ziehen an mir vorbei. Dazu ist alles in üppigem grün. In Fisterra angekommen schlägt das Wetter jedoch um. Als ich zum Leuchtturm hinaufgehe fängt es an zu regnen. Trotz wasserdichtem Anorak bin ich am Leuchtturm, nach einer Stunde Laufen, etwas durchfeuchtet. Mit romantischem Sonnenuntergang in den Atlantik wird das heute nichts und ich stelle mich darauf ein, durchnässt zurück zu kommen. Auf einmal stehen Beate und Dieter vor mir. Die zwei haben sich einen Mietwagen besorgt und fragen ob sie mich mitnehmen sollen. Ein solches Angebot kann ich nicht ausschlagen. Nachdem sie auch in Fisterra übernachten, gehen wir anschließend zum Abendessen und lassen den Camino etwas nachwirken.
Tags darauf, in Santiago zurückgekehrt, gehe ich nicht mehr davon aus, dass sich noch jemand aus meiner Gruppe in der Stadt befindet. Meinen letzten Tag in Santiago nutze ich daher zum Tagebuch schreiben und Vorbereiten der Rückreise. Vor der Abendmesse in der Kathedrale treffe ich Uli, der mir erzählt, dass noch einige Leute in der Stadt sind. Nach der Kirche treffen wir noch auf Andrea und Brendan. Die Freude ist groß und gemeinsam gehen wir noch essen. Für uns alle zusammen ist es heute der letzte Tag und das will gebührend gefeiert werden. Danach heißt es Abschied nehmen.
Mit dem Schnellzug geht es am Morgen danach in die spanische Hauptstadt. Dort steige ich ins Flugzeug und bin am Abend wieder in München. Meine Frau holt mich am Flughafen ab und ich freue mich wieder daheim zu sein.
* 100 km sind Mindestlaufstrecke, um die Compostela (Pilgerurkunde) zu erhalten.
Titelbild: Statue des Heilgen Jakobus über dem Grab in der Kathedrale von Santiago
© 2015-2022 einschließlich aller Fotos: Matthias S. Greska - Layout: Pamplona - V.22012901